Verletzbarkeit und Institutionen. Anrufen – Aushandeln – Antworten

Verletzbarkeit und Institutionen. Anrufen – Aushandeln – Antworten

Organisatoren
Michaela Bstieler, Institut für Philosophie, Universität Innsbruck; Sarah Nimführ, Abt. Kulturwissenschaft, Kunstuniversität Linz; Stephanie Schmidt, Institut für Geschichtswissenschaft und Europäische Ethnologie, Universität Innsbruck; Judith Welz, Institut für Zeitgeschichte, Universität Innsbruck; Doktoratskolleg „Dynamiken von Ungleichheit und Differenz im Zeitalter der Globalisierung“
Ort
Innsbruck (digital)
Land
Austria
Vom - Bis
28.09.2021 - 29.09.2021
Url der Konferenzwebsite
Von
Camilla Angeli, Institut für Philosophie, Freie Universität Berlin

Verletzbarkeit und Verletzlich-Sein sind Merkmale menschlicher Existenz. Zum Menschsein gehört die letztlich unausweichliche Möglichkeit, von anderen verletzt zu werden. Verletzbarkeit ist eine universale Erfahrung; universal heißt aber nicht gleich für alle. Vulnerabilitätserfahrungen unterscheiden sich stark voneinander, je nach sozialer Positionierung des vulnerablen Subjekts: Verletzbarkeit ist kein bloßes datum der Erfahrung, sondern wird kreiert und reproduziert, verstärkt oder geschwächt auf Basis existierender politischer und sozialer Verhältnisse.

Die Tagung wurde ins Leben gerufen, um die komplexe Interaktion zwischen Institutionen, Machtverhältnissen und Verteilung der Vulnerabilität in der Gesellschaft zu analysieren. Dabei wurde der Fokus auf Vulnerabilitätsverhältnisse in unterschiedlichen institutionellen Kontexten gelegt: Bildungseinrichtungen, Verwaltungsbehörden und Gesundheitseinrichtungen. Die Tagung situierte sich somit im Spannungsfeld von unterschiedlichen Disziplinen: von den Queer Studies zu den Rechtswissenschaften, von der politischen Philosophie bis zur sozialen Arbeit und zur Migrationsforschung. Sie brachte Feldforschung, soziologische Einblicke und philosophische Ansätze in Einklang.

Im ersten Panel wurde Vulnerabilität im Rahmen akademischer- und Bildungsinstitutionen thematisiert. Das akademische Umfeld operiert oft als System der Produktion und Verfestigung sozialer Ungleichheiten. So wies FREDE MACIOSZEK (Berlin) auf die vielen Praktiken des gate keeping hin, die Personen aus Arbeiterklasse-Verhältnissen den Zugang zu akademischen Positionen versperren oder erschweren, wie etwa unbezahlte Praktika und Mangel an Finanzierungen.

Ähnliche Formen des gate keeping erleben rassifizierte Studierende, ein Prozess, den ADHAM HAMED und JULIANA KROHN (Innsbruck) als institutional betrayal, institutionellen Verrat, definierten. Dieser konkretisiert sich durch spezifische Strategien wie firewalling (Schutz von Personen in Machtpositionen) und troubleshooting (Ausgrenzung von kritischen Stimmen, die möglicherweise Probleme im Rahmen akademischer Politik bereiten können). Solche Dynamiken haben erhebliche Folgen sowohl für die Erkenntnisproduktion als auch für die Identität und Selbstwahrnehmung der Subjekte, die in diesen Räumen sozialisiert werden.

PHILIPP SEITZER und LEA BRAITSCH (Köln) beschrieben insbesondere den Verlust an „Singularität“, den rassifizierte oder anderweitig diskriminierte Studierende erleben. Dieser entsteht durch Reduktion von Individuen als Stellvertreter:innen einer Gruppe, der zudem stereotypische Charakteristiken zugeschrieben werden. So werden vordeterminierte Deutungsmuster strukturell begünstigt.

Die drei Vorträge des zweiten Panels kreisten um die fragile und komplexe Beziehung zwischen Individuum und Anderem im Rahmen unterschiedlicher Formen der Vulnerabilitäserfahrung. Der Ausdruck der eigenen Vulnerabilität wurde von MIRIAM METZE (Regensburg) als Geste des „Sich-die-Blöße-Gebens“ beschrieben. Sich die Blöße zu geben bedeutet, sich als vulnerabel erfahrbar zu machen, ohne die eigene Verletzlichkeit dabei abzuwerten. Metze lehnte die bloß passive Konnotation des Begriffes der Vulnerabilität ab und interpretierte ihn darüber hinaus als eine kreative, transformative Kraft.

Eine solch kommunikative Dimension der eigenen Verletzbarkeit ist aber nicht frei von Spannungen, wie LEYLA SOPHIE GLEISSNER (Paris/Wien) in ihrem Vortrag zum Thema Zeugenschaft klar machte. Das Zeugnis ist der Versuch, die Wahrnehmung eines Vergangenen für andere zugänglich zu machen; ein Paradox, denn die unmittelbare Wahrnehmung eines Ereignisses bleibe anderen verwehrt. Gleißner schlug daher vor, zu einer ethischen Haltung des Zuhörens gegenüber Zeug:innen statt zum (Ver-)Urteilen ihres Zeugnisses zu gelangen.

Das Bedürfnis nach neuen ethischen Paradigmen brachte auch MICHAELA BSTIELER (Innsbruck) zum Ausdruck, die auf den Begriff „Haut“ fokussierte. Erfahrungen der Verletzbarkeit erleben wir durch unsere Haut; Stigmatisierung und andere Diskriminierungsformen werden an charakteristischen Hautmerkmalen festgemacht. Es stellt sich daher die Frage, wie mit der Verletzung dieser Kontaktzone umgegangen werden kann. Bstieler bot eine kämpferische Antwort an, die sie, in Anschluss an Frantz Fanon, als ein Verteidigen der eigenen Haut definierte.

Dass die Teilnehmer:innen einer Gesellschaft strukturell verletzlich sind, heißt gleichwohl, dass sie situativ auch schutzbedürftig sind. Im dritten Panel reflektierten ANIC-SOPHIE DAVATZ, LUKAS NEUHAUS und ROLAND BECKER-LENZ (Olten) über die komplexe Beziehung zwischen individueller Selbstbestimmung und Bedürftigkeit im Rahmen des Vorgehens der Erwachsenenschutzbehörden in der Schweiz. Die geschilderten Fälle betrafen primär unterprivilegierte Personen, die aufgrund fehlender Unterstützungsnetzwerke tendenziell schneller in den Blick der Behörden gerieten.

Die Beziehung zwischen vulnerablen Subjekten und Support-Netzwerken stand auch im Mittelpunkt des von FELIX GAILLINGER (München) geschilderten Falls einer seit kurzem volljährigen Person, deren Vater sich plötzlich weigerte, den Unterhalt weiterzuzahlen. Die Behörde sollte nicht bürokratisch mit so delikaten Fällen umgehen, sondern es müssten emotionale Kompetenzen entwickelt werden, die es erlauben, auf die spezifischen Bedürfnisse der Betroffenen zu antworten.

TINA JUNG (Gießen) widmete sich einer „Politik der Geburt“. Basierend auf der Definition der ostetric violence (Gewalt in der Geburtshilfe), schilderte sie die vielen Formen der Gewalt und Verletzung, die schwangere Personen erfahren können. Dieses Phänomen befindet sich an der Schnittstelle unterschiedlicher ineinandergreifenden Problematiken: von materiellen Bedingungen (z.B. Mangel an Personal in Krankenhäuser) bis zu kulturellen Faktoren wie der Idee, dass Geburt notwendigerweise eine schmerzhafte Erfahrung sei und von Schwangeren dementsprechend Opferbereitschaft erwartet werden dürfe.

Im vierten Panel wurde ein historischer Blick auf das Verhältnis von Institutionen und Verletzlichkeit geworfen. Mit Rekurs auf Archiv-Materialien, primär der Aufnahme einiger Anrufe bei der Stasi, erzählte OLGA GALANOVA (Bochum) vom ambivalenten Verhältnis der Bevölkerung in der DDR zur Stasi. Deutlich wurde eine Spannung zwischen Furcht und Respekt vor der allgegenwärtigen Staatsmacht.

ZOE CLARK (Siegen) und FABIAN FRITZ (Hamburg) kehrten thematisch zu allgegenwärtigen Missständen zurück und thematisierten Verletzlichkeit in ihrem Zusammenhang mit Gewalt und Wahrnehmung der Gefährlichkeit im Rahmen polizeilicher Verfahren. Sie zeigten, wie bestimmte polizeiliche Herangehensweisen im urbanen Raum zu einer Topologie der Gefahr führen können: Mit der Definition von „Problemgebieten“ werden Praktiken des nicht nur racial, sondern auch spacial profiling ausgeübt. Damit werden Gefahrenzonen nicht bloß als solche anerkannt, sondern kreiert und reproduziert.

BRIGITTA KUSTER (Berlin) sprach in ihrer Keynote über die Rolle des Kinos für die Frage nach gesellschaftlichen Vulnerabilitäten. Ausgangspunkt des Vortrages, der die Definition „Cinema of Care“ umkreiste, war die Notwendigkeit eines exponierten Sprechens bei Kino-Praktiken: eine Form des Erzählens, die soziale Verletzungen anerkennen kann und heilen will. Das Kino ist kein neutrales Phänomen. Wie die meisten Kunsterscheinungen unserer Geschichte sind auch kinematographische Produkte von einer patriarchalischen, heteronormativen, rassistischen Kultur geprägt. Mit einer Vielfalt an Referenzen – von Frantz Fanon zu Mithu M. Sanyal – erzählte Kuster, wie die kinematographische Darstellung Verletzungen produziert, indem sie Frauenkörper, rassifizierte Körper, Körper, die jenseits der binären Norm existieren, stigmatisiert. Das „Cinema of Care“ setzt sich dem entgegen, indem es solche Strukturen nicht einfach reproduziert, sondern „Existenzen in Gang [setzt]“, durch welche die Entstehung neuer politischer Imaginären – neue Existenzformen, neue Welten – möglich wird.

Die Verknüpfung zwischen politischen Imaginären und künstlerischen Praktiken wurde bei der auditiven Performance „Muschel - Stadtrandläuten. Answers from the Perifery“ von JUDITH KLEMENC (Innsbruck) erneut virulent. In dieser befragte die Künstlerin mit Hilfe einer interaktiven Installation zufällige Passant:innen zu Themen wie Rassismus und Klassismus. In einem zweiten Moment konnten andere Passantinnen die Antworten der ersten Gruppe hören und dazu Stellung nehmen. Ein wichtiger Themenkomplex war die leibliche Abwesenheit der Künstlerin während dieser digitalen Performance. Performance ist Präsenz; Präsenz ist aber digital nicht möglich. Die einzige Art und Weise, wie sich der Körper digital präsent machen kann, ist sein Entzug, seine Abwesenheit.

Das fünfte Panel widmete sich dem Zusammenhang von Verletzlichkeit und Geschlechtsverhältnissen. Das traditionell patriarchale Konstrukt der Frau als vulnerables Subjekt par excellence überschneidet sich mit rassistischen und eurozentrischen Vorurteilen, wenn die Rede von migrantischen Frauen ist, die oft, wie BEATRICE ODIERNA (München) betonte, als eine Art Kontrastbild für die Emanzipation weißer Frauen angesehen werden. Das Opfer-Narrativ scheint im Rahmen von Projekten zur Unterstützung geflüchteter Frauen so dominant zu sein, dass eine freie Identitätsgestaltung außerhalb dieses Deutungsmusters schwierig wird.

Der Begriff „Vulnerabilität“ ist mitunter problematisch, wenn er als quasi-ontologische Charakteristik einer Gruppe und nicht als Nebenprodukt von Machtverhältnissen konzeptualisiert wird. Das machte auch LEA ULMER (Karlsruhe) am Beispiel einer Auseinandersetzung mit der Institution des Jugendamtes klar. Wenn migrantische Frauen in einem Zustand permanenter Bevormundung leben, kulminiert eine solche Dynamik im Umgang der Behörde mit migrantischen alleinerziehenden Frauen: Vulnerabilität von Frauen kann hier sogar als Rechtfertigung für das Eingreifen von Behörden in das Leben von Individuen gelten.

Die Komplexität des Begriffes „Vulnerabilität“ und die Gefahr, dass ein solcher Begriff ideologisch ausgenutzt wird, zeigt sich deutlich an aktuellen Ereignissen, wie RALF GISINGER (Wien) in Bezugnahme auf die Covid-19-Pandemie anführte. Mit der Beschreibung von Geschehnissen wie der Pandemie oder beispielsweise der Klimakrise als quasi-apokalyptische Phänomene verschleiern wir die drastische, nicht-egalitäre Distribution von Verletzbarkeit: Menschen im Globalen Süden sind von der Klimakrise übermäßig stark betroffen; die ärmsten Länder der Welt haben keinen Zugang zu COVID-19-Impfungen.

Doch auch in reicheren Ländern ist das Leiden nicht egalitär verteilt, wie MICHELLE PROYER und SUSANNE PRUMMER (Wien) im Rahmen ihres Vortrags über das Projekt Cov_enable zeigten. Es wurde deutlich, dass die Folgen von Anti-Covid-Maßnahmen wie ein Lockdown beispielsweise für Menschen mit Behinderungen besonders stark sind. Die Unterbeleuchtung dieses Themas in der öffentlichen Debatte zeigt, wie stark das egalitäre Bias in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der Pandemie ist.

Als Antwort auf diese Problematiken forderte ANNA MENZEL (Frankfurt am Main) die Anerkennung der menschlichen Verletzbarkeit und Interdependenz als Grundlage des Rechtssystems. Nur wenn Verletzbarkeit als Grundstruktur menschlicher Erfahrung anerkannt wird, ist es möglich, ein gerechtes Rechtssystem zu schaffen.

Im Sinne dieser Thematik wurde im siebten Panel das Thema der Universalität des Verletzt-Seins problematisiert. Mit Rekurs auf die Philosophie Giorgio Agambens dekonstruierte MAGDALENE HENGST (Frankfurt am Main) die fälschlicherweise angenommene Neutralität der Diskurse über Vulnerabilität. Vulnerable Subjekte und Gruppen sind oft durch „einschließende Ausschlüsse“ in gesellschaftliche Strukturen eingegliedert: Bestimmte Personengruppen sind zwar Teil der Gesellschaft, werden aber nicht als Subjekte im vollen Sinne anerkannt.
Die Situation undokumentierter Migrant:innen ist hier einzuordnen.

Der Begriff eines einschließenden Ausschlusses wurde auch in Bezug auf den Umgang mit sogenannten leistungsschwachen Schüler:innen deutlich. So thematisierten HENDRIK RICHTER und JOSEFINE WAGNER (Innsbruck) sprachliche Praxen des gate keeping von Schüler:innen, die den gesellschaftlichen etablierten Normen aus unterschiedlichen Gründen nicht entsprechen. Dazu gehören Schüler:innen mit Migrationshintergrund oder solche, die aus sozio-ökonomischen Gründen benachteiligt sind. Jene sind zwar Teil der Institution Schule, allerdings nicht in vollem Maße: Sie werden als „Integrationskinder“ angesehen, deren Anpassung an die Norm noch aussteht.

Daran schloss PHRIES SOPHIE KÜNSTLER (Halle-Wittenberg) an, die sich mit Prekarität am Beispiel von Interviews mit erwerbslosen Müttern auseinandersetzte. Wenn jeder Mensch in gewisser Weise prekär ist, wird Prekarität in spätkapitalistischen Verhältnissen zur Voraussetzung und Bedingung der Möglichkeit von Ausbeutung. Künstler fragte anschließend, ob Prekarität doch zum Ausgangspunkt einer produktiven Reflexion über gesellschaftliche Verhältnisse und Subjektivierungsprozesse werden kann.

Das letzte Panel bot eine Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Umgang mit den während der Tagung thematisierten Vulnerabiltätsformen. So wurde gefragt, ob wir unsere Situiertheit als vulnerable Subjekte in Widerstandspraxen gegen Machtverhältnisse und soziale Normierung verwandeln können. CHARLOTTE BOMERT (Wien) fragte, wie Praktiken der Nahrungsverweigerung und des Hungerstreiks als subversive Aneignung und Neudeutung der von den vulnerablen Subjekten erfahrenen Gewalt fungieren können. Am Beispiel der Hungerstreiks in Guantanamo zeigte sie, wie solche Praxen die staatliche Souveränität und die etablierte Ordnung in Frage stellten können.

Die Idee einer Infragestellung der dominanten normativen Ordnung kam auch in den folgenden Vorträgen zum Ausdruck. TANJA VOGLER (Innsbruck) widmete sich der Frage, wie queere Organisationen mit dem Problem von Dominanzverhältnissen im Kontext queerer subversiver Praktiken selbst umgehen sollten bzw. wie Rassismus, Transphobie und ähnliche Diskriminierungsformen auch in queeren Räumen bekämpft werden sollen.

AARON BRUCKMILLER (Jena) schlug vor, einen Begriff von politischer Fantasie als Grundlage kollektiver Widerstandshandlungen zu entwickeln. Gegen die Idee, dass radikale Änderungen unmöglich seien, plädierte er, in Anlehnung an Judith Butler und Antonio Gramsci, für ein neues Imaginäres, eine neue politische Einbildungskraft, die uns vielleicht vor dem kapitalistischen Realismus retten kann.

Den Organisator:innen und Teilnehmer:innen der Veranstaltung ist es gelungen, die philosophische Thematisierung von Verletzlichkeit als roten Faden in der Analyse konkreter gesellschaftlicher Phänomene zu verwenden und dadurch neue, vielversprechende Perspektiven für die empirische Forschung zu eröffnen. Diese breite und vielfältige Auseinandersetzung mit Vulnerabilität bereichert somit nicht nur die philosophische und politische Reflexion, sondern gibt auch konkrete Impulse und Hinweise zur Bewältigung spezifischer Vulnerabilitäten in der Gesellschaft.

Konferenzübersicht:

Panel 1: Habitualisierte Praktiken: Die Universität als Schauplatz von Verletzbarkeit

Frede Macioszek (Berlin): Verletzende Praktiken in Kontexten wissenschaftlicher Konferenzen. Verletzlichkeit zwischen Scham und Zugehörigkeit

Adham Hamed / Juliana Krohn (Innsbruck): Universities as Spaces for the (Re)Production of Violence and Vulnerability? Structures and Dynamics

Philipp Seitzer / Lea Braitsch (Köln): Verletzende Gewalt oder gewaltvolle Verletzbarkeit? Erfahrungen struktureller Vulnerabilität im institutionellen Rassismus

Panel 2: Bruchstellen der Erfahrung: Momente und Inszenierungen leiblicher Verletzbarkeit

Leyla Sophie Gleißner (Paris/Wien): Unmögliches Bezeugen

Miriam Metze (Regensburg): Sich die Blöße geben. Zu den Inszenierungen von Verwundbarkeit

Michaela Bstieler (Innsbruck): Unter die Haut gehen, aus der Haut fahren. Phänomenologische Lektüren von Verletzbarkeit

Panel 3: Sorgebeziehungen: Ambivalenzen und Politiken von Schutzbedürftigkeit

Anic-Sophie Davatz / Lukas Neuhaus / Roland Becker-Lenz (Olten): Wie deuten Erwachsenenschutzbehörden Schutzbedürftigkeit?

Felix Gaillinger (München): He doesn‘t care: Unterhaltskonflikte junger Volljähriger gegen den Vater. Zur ambivalenten Rolle des Jugendamts im Aushandeln einer innerfamiliären Transferbeziehung

Tina Jung (Gießen): Gewalt in der Geburtshilfe – (globale) Kämpfe, Aneignungen und Aushandlungen von Vulnerabilität und Gewalt im Kontext Geburt

Panel 4: Kontrolle, Macht und Verletzbarkeit im Kontext von Rechtsräumen und staatlichen Gewaltakteur:innen

Olga Galanova (Bochum): Anrufe bei der Stasi: Zur gegenseitigen Übertragung der Verletzbarkeit im geheimdienstlichen Kontext

Zoe Clark (Siegen) / Fabian Fritz (Hamburg): Policing Race and Space – Anrufungen der Polizei, Aushandlungen zwischen Polizei und Jugendhilfe und Antworten der Jugendhilfe auf Polizeipraktiken, die junge Menschen verletzbar machen

Keynote

Brigitta Kuster (Berlin): Für ein Sorge tragendes Kino

Kunstperformance

Judith Klemenc (Innsbruck): Muschel – Stadtrandläuten. Answers from the Periphery
(im Gespräch mit Andreas Oberprantacher)

Panel 5: Konstruktionen und Diskurse weiblicher Verletzbarkeit am Beispiel von Flucht und erzwungener Mobilität

Beatrice Odierna (München): Das Motiv der Verletzbarkeit „geflüchteter Frauen“ im Feld der sozialen Arbeit „mit Geflüchteten“

Lea Ulmer (Karlsruhe): Die Wegnehmbarkeit von Kindern im Begegnungsverhältnis alleinerziehender geflüchteter Frauen mit den Jugendämtern als historische Verletzbarkeit

Panel 6: (An-)Ordnungen in der Krise: Perspektiven auf die ungleiche Verteilung von Verletzbarkeit und Betroffenheit

Ralf Gisinger (Wien): Kritik der Katastrophe? Ungleiche Verletzbarkeit im Anthropozän

Michelle Proyer / Susanne Prummer (Wien): Vulnerabilitäten in Krisenzeiten neu denken: Projekt Cov_enable: Re-Imagining Vulnerabilities in Times of Crisis

Anna Menzel (Frankfurt am Main): Rechtliche Anordnung der Stellvertretung und Verletzbarkeit als _conditio humana: des Rechts

Panel 7: Praktiken des Ein- und Ausschließens: Dynamiken, Potentiale und Umdeutungen des Prekär-Seins

Magdalene Hengst (Frankfurt am Main): Welche Körper werden geschützt? Verletzbarkeit im Spannungsverhältnis von strukturellem Ausschluss und individuellen Widerstandspotenzial

Hendrik Richter / Josefine Wagner (Innsbruck): Schulische Verletzbarkeiten überwinden: Sprachspiele und Widerständigkeiten

Phries Sophie Künstler (Halle-Wittenberg): Verletzbarkeit als (V)Er(un)möglichkeitsbedingung politischer Subjektivierung im Kontext wohlfahrtsstaalicher Institutionen

Panel 8: Sich Verweigern: Subversives Handeln und Formen des Widerstands im Rahmen normativer Ordnungssysteme

Charlotte Bomert (Wien): Existentielle Verweigerung als performative Reinszenierung und eigensinnige Subversion von Gewalt

Tanja Vogler (Innsbruck): Verletzbarkeit als verbindendes Element queerer Politiken?

Aaron Bruckmiller (Jena): Politische Fantasien, Zwang und Konsens heute